Großer Tag in Stunden

Helloi!

Donnerstag in Stunden:

6:30 Aufstehen
7:30 In Andrews Bus steigen
8:00 Soundcheck auf der großen Bühne in der Stadthalle Tamworth. Ziel: Den Golden Fiddle Award als Bassist begleiten. Die Oscarverleihung für die besten australischen Country-Bluegrass- Geigenspieler.
8:06 Holyshhh! – Ian Cooper – der wohl abartig beste Geiger Australiens und eine Weltnummer probt seine Stücke mit uns. Blattspiel – und los! Ein ‚Norwegian Danse‘ und ‚Dark Eyes‘, ein ungarisches Stück. Was für ein Tier. Gerade das ungarische Stück beginnt so langsam, dass ich zwischen den Taktschlägen einen Milchshake genießen könnte! Dann zieht Mr. Cooper die Nummer derart an, dass kein ICE-Express-ohne-Verspätungen-Zug mehr mitzocken kann. Böse genial schnell, Gypsiekrach! Gut so, mag ich.
8:30 Ich hänge herum, suche nach den kleinen geheimen Verstecken, die man hinter-unter-neben größeren Bühnen so findet. Wie im Theater, Gut so, mag ich.
9:00 go- eine grinsende Veranstaltung, die Australier genießen wüstentrockenen, sprachwitzigen Humor. Daumen hoch.
10:00 zweite Hälfte beginnt. Wir haben gerade Ian’s Set gespielt und die Halle tobte. Ging gut das Ding! Charlie, ein Fiddler, fragt: „Can I hire you?“ Kurz darauf probe ich mit ihm sein Stück. Für den letzten Teil wollte er ‚Sweet Georgia Brown‘ klarmachen. Ein Solo für mich? Oh ja! Als es soweit ist, waren meine Stichworte: Dunkel, Gypsie, kantig. Derart außerhalb der Harmonien schoss ich das Solo in die Halle, die das mit großem Applaus honorierte.
11:30 Mittag. Ein Café in einer Kirche? Ja, die ganze Kirche ist ein Café mit munterem Kitsch und leckerem Essen. Alles zu kaufen. Sehr hübsch eingerichtet und für die Pause nicht zu schlagen. Tatsächlich sprang neben dem Essen ein großer Erdbeer- Thickshake für mich heraus. (Thickshake = Milchshake nur mit meeehr Eis!)
13:30 Zurück im Pepper Tree Park, meiner Pferdefarm für diese Woche. Gemeinsam mit dem Basser Gage Stead probe ich ein Stück für den Abend.
15:30 Allein im Haus. Ich übe meinen Song ‚Stay‘ am Klavier.
17:00 zurück im Club.
18:00 los geht’s, Louise Adams ist sooo gut. Sie weiß nicht, was sie da auf der Gitarre spielt und gewinnt. Großes Kino
20:30 die erste Show ist um, ich spielte immer mal und genoss.
21:00 die zweite Show beginnt. Pianonight! Zwei Keyboards und eine original Hammond C3 – Orgel samt Leslie Speaker strahlen ihren Sound in die Menge. Oh diese Hammond. Für einen Rock- und JazzMusiker ist das schwere Ungetüm so etwas wie ein Goldfund in der Elster.
22:irgendwas Ich bin mit Gage auf die Bühne. Mein Stück ‚Raban‘ ist mit zwei Bässen gespielt. Das heißt: Allein kann ich das nicht. Gage und ich machen den größten Spaß daraus: Wir beide spielen es auf einem(!) Instrument. Er die Begleitung, ich die Melodie. Vier Hände auf meinem geliebten Spector 6-string. Ähm jaaaa! 🙂 Die Nummer kommt sehr gut an. Mein zweites Stück ist mein Song ‚Stay‘. Ich sitze am Piano und beginne die Geschichte des Songs über Vertrautheit zweier Personen über eine lange Zeit. Danach bin ich glücklich über so viele strahlende Gesichter. Und immer wieder lächelt mich der in Blau gesetzte Schriftzug ‚Hey?!‘ auf meinem Bass an. Immer nah.
23:00 Ich bin mit acht Leuten auf der Bühne. Feature: Kirk und Garry Steele, Brüder, beide am Piano. Es ist diese Mischung aus Verblüfftheit und Konzentration, die diesen Supper Club für mich ausmacht. Verblüfftsein von der Musikalität jedes einzelnen, Konzentration auf das Ungeplante. Hör gut zu, finde dich rein, mach mit! Gerade die Klavierstücke funktionieren nach dem Motto: Wir gehen auf die Bühne und starten. Garry und Kirk spielten Teile ihres Repertoires und ich hörte mich durch. Die Leute jubelten. Es war so gut.
0:00 Ende. Ich versuche den Tag sacken zu lassen, freue mich über die strahlenden Gesichter all jener, die mein Bassstück ‚Raban‘ und den Song ‚Stay‘ so gut fanden.
0:30 Aus dem Club raus und da ist sie wieder: Die australische Nacht. Der Sichelmond liegt über den Hügeln. Ich schaue nach oben und weiß, warum es das Wort ‚Sternenzelt‘ gibt. Und wieder der Sommerwind. Es sind 28°. Würde man Endorphine zählen, dann viel Spaß mit mir.
1:irgendwas Ich liege im Bett. Türen und Fenster stehen offen. Die Eichen im Pepper Tree Park rauschen. Mein Versuch, einzuschlafen.

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