ooceeyaan Tauchgang Nr. 3

Zum Freitag auf die Insel. Nr. 11 auf dem Album – Inselparadies. Am Besten, du hörst das Lied erstmal durch. Es ist eines der schrägeren Stücke auf der Platte. Es folgt ganz schnurgerade dem Gefühl damals, wird dadurch etwas unwegsam. Also rechts im Player bis zur 11 vorskippen. Tsching!

Fertig? Nun denn: Es war einmal eine subtropische Insel. An der Ostküste von Queensland in Australien gibt es die Inselgruppe genannt „Whitsunday Islands“. Ich meine: Eine der abgefahrendsten Orte auf diesem Planeten. Kaum glaubbar und weil leicht zu erreichen: Ein Tourimagnet. Jo, da gehe ich hin! Der Hauptattraktion „Whitsundy Island“ vorgelagert gibt es eine kleine Inselgruppe, die Mole Islands. Dort wiederum die kleine South Mole Island. Dahin brachte mich das Boot und das kleine Robinson Eiland war Unterschlupf für einige Nächte. Ein paar verlassene Hütten gab es, zwei gelangweilte Betreiber eines in Vergessenheit geratenen alten Ressorts saßen herum und waren die einzigen Bewohner der Insel. Nach dem Quartiernehmen erkundete ich das kleine Land, stieg auf den höchsten Berg und holte mir ein paar geniale Eindrücke der umliegenden Wasser.

Aber doch immer beschäftigte mich das piesackende Gefühl, das Ding nicht glauben zu wollen, weil es doch anders aussehen müsste. Warum denn nur? Und wieso anders? Mir fehlt die Überwältigung dieser Gegend. Ich müsste doch eigentlich vollkommen verstrahlt und geflasht hier um die Palmen tanzen. Armes Depressivum? Nicht. Auf der Bergspitze verbrachte ich eine Zeit und wie sich die Entspannung breit macht, kommt die Einsicht zum Verständnis.

Wenn du Anfang der Achtziger in der ehemaligen DDR geboren bist, dann war es Anfang der Neunziger gut möglich, dass du als Grundschüler zum ersten Mal Farbfernseher und Privatsender sehen konntest. Die Flut der Bilder, der Wahn, die Manie von Werbung als Beschäftigung deines vor Energie strotzenden Geists. So wie bei mir. Gut möglich, dass die ein oder andere Werbung des Drei-Buchstaben-Reise-Anbieters dir leuchtende Strände und wedelnde Palmen als Urlaubsparadies verkauft hat. Im Sessel sitzend, genießt sich das bestimmt eher noch als droben auf der windigen Bergspitze im subtropischen Meer. Und dann wollten alle hin, weil man ja noch in der Schule mit seinen Kumpels darüber gelabert hat.

Und dahin trug mich dieser Eindruck. Dorthin zurück.

Da die Musik dem Feel folgt, geht es holprig und ausgesprochen alternativ kompositorisch zur Sache. Geht schnell und fragt die ganze Zeit. Wie mein Gang über die Insel. Eine fast vollwertige Schrammelgitarre neben fiependen Ungetümen, so fragt das Lied. Und bricht dann zusammen da der Flashback kommt, zurück in die Neunziger. Der langsamere Werbungsteil in der Mitte macht dann die Erlösung und wer genau hinhören will, der hört mal genau den Beat des Stücks nach DEM Reiseding damals ab. Verbastelt und collagiert funktionieren ziemlich viele Sounds als snare…

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ooceeyaan Tauchgang Nr.2

Willkommen zurück. Vor genau fünf Jahren war ich zum ersten Mal in Neuseeland und schrieb mein erstes Album. Ein paar detaillierte Einblicke in die Entstehung gibt es hier. Heute geht’s um Stück Nr. 6 „Ozean der Geschichten“

Karte auf. Neuseeland. Ostzipfel. Dort gibt es eine Stadt namens Opotiki. Dazu noch eine namens Gisborne. Diese beiden Städte sowie der Nordostzipfel bilden das Dreieck der Eastlands. Den östlichsten Teil Neuseelands und eine Gegend, in der viele Māori wohnen. Diese Gegend umrundete ich auf der einsamen Straße rund um die Küste. Malerisch nannten die Kiwis diese Straße „Pacific Coast Highway“. Und was für eine Straße. Wann kommt das nächste Auto? Sind diese Babybuchten echt? Nein, zu schön, zu wild, zu unberührt. Nach ein paar Tagen dort und am Eastcape New Zealand landete ich irgendwann wieder in der Zivilisation und damit in Gisborne. Traf ein paar Reisende, darunter eine Frau in ihren 70ern, sie wollte reisen, ihr Mann blieb zuhause. Aus den Niederlanden. Einen japanischen Bäcker, der den ungesunden Großballungsraum Tokyo mit seinen gut 20 Millionen Einwohnern hinter sich ließ. Jetzt in Neuseeland ist und sich dort an einer der wilden Küsten sein Leben aufbauen will. Kein Bäcker mehr, Surfladen + Lehrer. Ich bemerkte schon auf meinen vorherigen Streifzügen durch das Land dass die gesammelten Funken Erzählungen aus jedermanns’ Leben am Ende ein riesiges Buch werden würden. Nicht würde ein Buch staubig in meinem Regal lagern, nicht würde es in einer Bibliothek sein. Die Geschichten der Menschen liegen in der Luft oder am Autoreifen, am Strand oder im Stoffbeutel wo die abgefallenen Brotkrümel Karussell fahren. Doch bleiben sie dort, wenn man sie nicht aktiviert, anspricht oder sich nach ihnen erkundigt.

Weiter im Süden, in Napier an der diebischen Hawke’s Bay, saß ich auf dem höchsten Punkt der Gegend und spielte ein kleines Riff. Fast nur eine Melodie, fast nur ein dröseliges Stück. Bastelte auf einem der einsamsten Strände an einer Bridge und verpackte den Song am Ende. In einen funkelnden Berg von Grün, erdbraun und blau. ‚Bisschen Pop Zuckerwatte dazu, noch einen animierenden Beat.  Irgendwie ist „Ozean der Geschichten“ immer noch das gängigste Stück auf der Platte für mich. Wenigstens musikalisch. Textlich verpackt er die Reiselust der Menschen in ein Kleinstuniversum der Wassertropfen, die am Ende ein Ozean sind. Triff dich, hör zu, geh‘ weiter, sieh’. Im Spot der Aufmerksamkeit erzählst du deine Geschichte, aber morgen Abend schläfst du schon wieder woanders. Ein Lied, für mich klingt es stehend und fahrend zugleich.

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Fünf Jahre

Willkommen im Herbst! Geradeso von den Schwingen der Reiserei abgestiegen, zeigt der Kalender 2015. Oktober. Ja, Back to the Future, Triple Features und das Kälter-Werden draußen. musicmaik.de wird überarbeitet und zeigt erst einmal nur die News und das Blog.
Na Mensch und was sonst? Es ist fast auf den Tag genau fünf Jahre her, seit ich erstmalig nach Neuseeland aufgebrochen bin. Fünf Jahre. Viel passiert dazwischen und für dieses Jubiläum annonciere ich hiermit einen feierlichen Moment: Die Entstehung meines ersten Albums ‚ooceeyaan‘ ist fünf Jahre her! Cheers, Prost, Bärchensekt oder Kakao oder Tee. Bier klar.

Damit startet auf musicmaik.de eine Serie: In den nächsten sechs Wochen wird Song für Song des Albums ‚ooceeyaan’ in einem Texttauchgang erforscht. Eine Umkreisung, eine Skizzierung der Leidenschaft. Eine akustische Reise in Buchstaben. Lose, verteilt, ohne Reihenfolge. Schon jetzt lächelt das Herz bei der Vorstellung, einmal neu abzutauchen und in einer Klangwelt zu verschwinden.

Nimm’ dir am Besten Kopfhörer und starte den entsprechenden Song gleich rechts im Albumplayer. Denn heute geht es los!

‚Weg‘

Brav starte ich mit Nr. 1 des Albums. ‚Weg‘ ist nicht der Weg, sondern weg im Sinne von: ‚fort‘. Der Zug surrte elektronisch und rollte langsam aus dem Bahnhof in Dresden in Richtung Frankfurt am Main. Ich starrte aus dem Fenster und da kamen die Ideen für den Text.
/du hast nur / nur und Alles/ nur und Alles was du brauchst/ Manchmal verquirle ich einfache Sachen zu einem halbwegs rätselhaften Ding. Aber wenn man diese Zeile nur langsam und bedacht spricht, macht sie einem doppelt klar, was läuft. Ideen tropften weiter durch die Hände in den Füller aus der Tinte aufs Papier. In Neuseeland angekommen, kaufte ich mir Gitarre+Koffer und schrieb das heimlich spannende Riff, das die Platte eröffnet. Es jagt, es rennt und funkelt gleichzeitig und entwickelt sich zum Rätsel Neuseelands. Der große und majestätische Mittelteil feiert den mystischen Willkommensgruß und rennt alsbald zurück zum ursprünglichen Riff. Eine Skizze, eine Bleistiftandeutung, die offen lässt.
‚Weg‘ ist ein klangvolles Stück mit vielen kleinen Zirps und Zicks, es gibt eine rätselnde Welt zu erträumen. Und dabei erzählt das Liedchen auch nicht viel von sich selbst. Aber man findet den Eingang, sobald man nur gut zuhört.

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