ooceeyaan Tauchgang Nr.2

Willkommen zurück. Vor genau fünf Jahren war ich zum ersten Mal in Neuseeland und schrieb mein erstes Album. Ein paar detaillierte Einblicke in die Entstehung gibt es hier. Heute geht’s um Stück Nr. 6 „Ozean der Geschichten“

Karte auf. Neuseeland. Ostzipfel. Dort gibt es eine Stadt namens Opotiki. Dazu noch eine namens Gisborne. Diese beiden Städte sowie der Nordostzipfel bilden das Dreieck der Eastlands. Den östlichsten Teil Neuseelands und eine Gegend, in der viele Māori wohnen. Diese Gegend umrundete ich auf der einsamen Straße rund um die Küste. Malerisch nannten die Kiwis diese Straße „Pacific Coast Highway“. Und was für eine Straße. Wann kommt das nächste Auto? Sind diese Babybuchten echt? Nein, zu schön, zu wild, zu unberührt. Nach ein paar Tagen dort und am Eastcape New Zealand landete ich irgendwann wieder in der Zivilisation und damit in Gisborne. Traf ein paar Reisende, darunter eine Frau in ihren 70ern, sie wollte reisen, ihr Mann blieb zuhause. Aus den Niederlanden. Einen japanischen Bäcker, der den ungesunden Großballungsraum Tokyo mit seinen gut 20 Millionen Einwohnern hinter sich ließ. Jetzt in Neuseeland ist und sich dort an einer der wilden Küsten sein Leben aufbauen will. Kein Bäcker mehr, Surfladen + Lehrer. Ich bemerkte schon auf meinen vorherigen Streifzügen durch das Land dass die gesammelten Funken Erzählungen aus jedermanns’ Leben am Ende ein riesiges Buch werden würden. Nicht würde ein Buch staubig in meinem Regal lagern, nicht würde es in einer Bibliothek sein. Die Geschichten der Menschen liegen in der Luft oder am Autoreifen, am Strand oder im Stoffbeutel wo die abgefallenen Brotkrümel Karussell fahren. Doch bleiben sie dort, wenn man sie nicht aktiviert, anspricht oder sich nach ihnen erkundigt.

Weiter im Süden, in Napier an der diebischen Hawke’s Bay, saß ich auf dem höchsten Punkt der Gegend und spielte ein kleines Riff. Fast nur eine Melodie, fast nur ein dröseliges Stück. Bastelte auf einem der einsamsten Strände an einer Bridge und verpackte den Song am Ende. In einen funkelnden Berg von Grün, erdbraun und blau. ‚Bisschen Pop Zuckerwatte dazu, noch einen animierenden Beat.  Irgendwie ist „Ozean der Geschichten“ immer noch das gängigste Stück auf der Platte für mich. Wenigstens musikalisch. Textlich verpackt er die Reiselust der Menschen in ein Kleinstuniversum der Wassertropfen, die am Ende ein Ozean sind. Triff dich, hör zu, geh‘ weiter, sieh’. Im Spot der Aufmerksamkeit erzählst du deine Geschichte, aber morgen Abend schläfst du schon wieder woanders. Ein Lied, für mich klingt es stehend und fahrend zugleich.

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