Tourblog 27.9.12

IDIOT RUN!

Grüße aus Ruplemonde. Gestern Abend spielten wir in Gent im Charlatan. WAS für ein geiler Club, was für eine fette Anlage und was für ein Livetechniker. Wir hatten den dicksten und besten Sound bisher und spielten dick! Wie immer! Generall laufen die Konzerte auf einem guten Niveau, aber von Tag zu Tag sind die Feelings mitunter verschieden. Wir wurden inmitten dieses alten Baus durch Gänge geführt und hatten vor dem Konzert ein fantastisches Essen. Nudeln, Zuchinigemüse, cremige Knuspersoße, Huhn oder Tofu. Boa! Ich freu mich jetzt noch drüber. Danach füllte sich der Club bis zum Brechen mit sehr hübschen jungen Menschen aus Gent. Das ist eine Studentenstadt geworden und das passte einigen ausgesuchten Steve Wantt- Bandmitgliedern natürlich perfekt.

Später sind wir zurück. Eine gute halbe Stunde Fahrt und wir zogen uns zurück in unsere Privatbar-Hausanlage. Als ich bemerkte: Scheisse, Jacke nicht da. Mit Brieftasche, Telefon und Kamera im Club liegen lassen. 50 km! Toll. Steve kam noch einmal mit und so sind wir ohne Papiere losgefahren. Auf dem ersten Heimweg sah ich schon die Ordnungshüter am Rand stehen, jetzt auf der Fahrt nach Gent – kurz vor 2 am Morgen – war ich mir fast sicher, dass sie uns anhalten werden. Wir mussten ja wieder zurück. Und an ihnen vorbei. Tataaa, genauso war es. Angehalten, Scheibe runter, fragt mich der freundliche Polizist auf niederländisch mit flämischen Akzent irgendwas. „Sorry English or German only“. Bliblablubb, er wollte natürlich die Papiere haben und die hatte ich nicht. Seine drei Kollegen beschauten uns misstrauisch. Denn, hier die Fakten: Wir sind eine Band. Wir haben in Gent gespielt. Ich hab meine Jacke samt Papiere dort liegen lassen. Steve hat getrunken, deshalb fahre ich. Ich muss meine Jacke wieder bekommen, deswegen fahre ich, ich hab aber keine Papiere. Der Herr könnte das auch gar nicht glauben und wir sind eine Bombenbastelbande. Ja, eine Groovebombe!

Ungläubige Gesichter. Ob Steve sich ausweisen könne und eine Fahrerlaubnis habe. Er hat sie nicht mit. Keine Papiere, gar nix. Nur den Mietvertrag und die Zulassung des Vans. Gemurmel, ich versteh kein Wort. Wir haben ihnen unsere Tourdates erzählt, wo wir die nächsten Tage spielen und dass wir in Ruplemonde, im Gildenhuis, übernachten. Die Polizisten kannten Bert, den Betreiber und schöpften Vertrauen in uns.

„You drink something? We smell something“ Ich: „No.“ Steve: „I drank something but I don’t drive.“ Ich: „I will do the test, but I bet with you, you’ll lose.“ Die Polizisten schauen sich gespannt an und beraten. Währenddessen wiederholt Steve seine Einladung zum Konzert und kramt CDs hervor, steigt aus, läuft um den Bus herum und gibt den Polizisten je eine. Zum Tauschen. Ein Patzer der Polizei: Sie waren 4 Beamte und keiner von Ihnen hat Steve beobachtet oder konnte sein Verhalten einsehen. Steve hätte aus dem Van eine AK-47 zücken können und die Polizei niedermähen! Aber- natürlich nicht.

Nochmal flämische Beratung, dann bekamen wir die Unterlagen zurück und durften ohne weiteres fahren. Das war dann eine Zweimannparty im Bus, wie wir uns über die Polizisten amüsiert haben. Sie waren cool, keine Frage. Aber ich wundere mich jetzt noch, was für einen Eindruck wir wohl hinterlassen haben.

In Gent angekommen war der Charlatan und seine Besucher rammelvoll. Bis wir zum Backstage Bereich kamen, haben wir uns zwischen unzähligen jungen, schwitzenden und knackigen Körpern gewunden. Dann war die Tür natürlich abgeschlossen. Fuck! Einer der Türsteher hat uns dann reingelassen und: Meine Jacke! Jippie! Alles drin, gut! Jetzt waren wir einmal dort und blieben natürlich noch. Wir erlebten ein paar Leute auf Drogen, ein paar Hampelmänner ähnlich, dem 1,50m Klischee in weiß aus Hamburg und bestaunten die Pärchen, die sich betrunken die nächste Bleibe gesucht haben. Später fanden wir ein paar andere Bars auf der anderen Seite des Platzes. Cool ist, dass die Häuser mehrgeschossig sind und die Bars oft eine erste und zweite Etage haben. Die sehen sehr unsaniert aus, charmant und durch die Sofas perfekt für ein *geselliges* Beisammensitzen mit Bekanntschaften.

Nach ein paar Minuten labern mit unserem Techniker, den wir noch einmal gefunden haben, sind wir zurück und waren gegen 5 wieder in Ruplemonde. Guten Morgen Gute Nacht. Ich hoffe mal, die Polizisten kommen am Freitag hierher ins Gildenhuis, dann privat und dann können wir noch weiter plaudern. Das wäre schick! Ich würde mich freuen.

Heute Nacht Antwerpen, das wird dick und saftig! So weit so gut, was fehlt noch? Ach ja

Der Idiot Run!

Der Idiot Run ist nach dem Konzert, nach dem Runterkommen, nach dem Einladen und Tschüssi Sagen der letzte Gang über alle Wege, die man selbst im Club gegangen ist. Man läuft ihn, um alle liegengelassenen persönlichen Gegenstände einzusammeln und nach dem Einladen wirklich alles noch einmal abgegrast zu haben. Damit man nichts vergisst.

Klar, das mache ich immer. Bis auf- gestern. Düdüm und Schuss inn‘ Ofen! So verging die Nacht. Aber nachdem ich seit Jahren nicht mehr von der Polizei angehalten wurde, war das nächtliche Rendevouz New-York-Berlin-Antwerpener Romanciers durchaus süß.

Bis dann

P.S.: Das Bild zeigt die Bibliothek Ruplemonde. Riecht komisch drin…

Bibliothek mit hübscher Tapete

Tourblog 25.9.12

Gerade sitze ich in Ruplemonde, einem kleinen Dorf zwischen Antwerpen, Brüssel und Gent. Die letzten Tage verbrachten wir in Amsterdam und Alkmaar. Wir hatten dort einen richtig guten Abend. In Amsterdam riecht es natürlich überall süß und würzig. Aus Gründen, die ich gar nicht nachvollziehen kann! Wir hatten einen Tag off und liefen durch die Stadt. Es regnete aus den fein gesiebten Gießkannen. Überall an den Straßenrändern liegen verstorbene Regenschirme dass es einem traurig ums Herz wird. Die ganze Innenstadt hat noch Hafenstadtcharakter aus alten Zeiten. Holzbars und alles wirkt noch wie aus der Zeit als die Niederlande große Seemacht waren.
Und gerade ist auch vieles durcheinander, ich weiß gar nicht mehr, was wir alles schon verbrochen und erlebt haben. Ich sitze hier in einem alten Haus, das im ersten Weltkrieg von einer Bombe getroffen wurde und danach irgendwie aufgebaut wurde. Trotzdem ist hier alles alt. Das Obergeschoss birgt eine Wohnung, dort bleiben wir. Hier unten ist eine Bar, ein Saal, eine dunkle Bühne ohne Licht mit einem gestimmten Klavier. Auf dieser Bühne sitze ich und höre Musik aus einer Anlage deren Besitzer ich nicht kenne. Wie damals im Cabaret ist dieses Haus eine Fundgrube für mich Neugiermaik. Gidi kocht mit seiner Freundin Nudeln. Die Küche dafür ist wie in einem Restaurant so original mit Schwingtür und so. Macht Spaß, dort durch zu hechten und dem leeren Gasthaus die Speisen zu bringen! 🙂 Reuben und Steve spielen Pool, gleich gibt es Nudeln. Das kleine Dorf rund um dieses Haus liegt an einem dicken Fluß, den ich morgen mir anschauen und genießen werde. Auf dem Weg hierher waren die Wolken eine Mischung aus grauem Weiß und einem dicken und kräftigen Pastellblau. Die grünen Weiden und die schmucken Häuser ergaben eine Landschaft, die nicht sehr viel anders ist als in Deutschland aber doch viel heimeliger und verwinkelter daherkommt. Hübsch und irgendwie will man fühlen, dass das Meer nicht weit ist. Die Wolken grüßen schon davon.
Ansonsten gibts jetzt nicht viel, was ich aufschreiben will, gerade bin ich viel zu faul. Genießt den Herbst. Unten dran noch ein Bild der alten Bar mit Weihnachtsbeleuchtung. Rundherum stehen so viele Bücher herum aber alle auf belgisch, ich versteh kein Wort…

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Tourblog / 19.9.12

Morgen!

Gestern abend spielten wir in einem Uralthaus! Ritter bauten es 1580. 1632 wurde ein hübsches Dachgestell aus Holz draufgebaut und bis heute steht das Teil. Es ist eine Bar geworden und da drinnen gibt es noch die alten großen Kamine aus alten Zeiten. Ich war also diesmal ein groovy Ritter!

Wir änderten das Arrangement für unseren Song „Stranger“ etwas und jetzt ist er noch besser! Der Bogen, die Songdynamik ist jetzt viel schlüssiger und der Song haut noch mehr rein. Besonders die letzte Strecke des Stücks gewinnt jetzt ordentlich an Fahrt. Und wieder ist es einmal mehr K.I.S.S.: Keep It Simple Stupid! Mach es einfacher! Reduziere wo es geht! Arbeite mit dem Material. Und Booom!

Guten Tag!

AlienBaby

Tourblog / 18.9.12

Guten Tag!
Laut einer unbequemen Wahrheit in Deutschland befinde ich mich gerade in einer Stadt, die es gar nicht gibt. An den Ausläufern des Teutoburger Walds liegt Bielefeld. Und allem Anschein nach gibt es hier jede Menge Häuser, freundliche Menschen, Einkaufsmeilen und hippe Bars mit hübschen jungen Leuten. Oder aber es sind die Drogen, die den tourenden Musiker zu schaffen machen.
Zu schaffen macht uns auf jeden Fall eine alte Frau: Wir kamen bei Stefan, unserem Host, an und da kam eine alte Dame aus ihrer Erdgeschosswohnung herausgeprescht. „Was ist hier los!?, Stefan, sie vermieten ihre Wohnung an diese Fremden! Das ist nicht erlaubt! Was fällt ihnen ein?!“ „-Nein Frau irgendwas, das sind Freunde, sie besuchen mich!“ „Jaja, ich bin doch nicht dumm, das geht nicht hier, Sie machen was sie wollen, hören Sie auf damit!, Beim letzten Mal waren es auch acht Leute mindestens, was macht ihr da oben?“ Das war der Auszug aus einem fünfminütigen Gespräch, die olle Schrulle wollte nicht aufgeben. Ich beschmunzelte die Situation, alles was die Alte sagte, ist haltlos. Witzig war, dass Steve uns noch zwei Minuten vorher im Bus vor ihr warnte. Schon ist sie da!
Gestern Abend hat Reuben ein paar Schnitzel gemacht. Die musste er klopfen. Er packte die Teile in einen Plastikbeutel und da ein Schnitzelklopfer fehlte, nahm er eine breite schwere Bratpfanne und drosch mit Wucht auf das Fleisch. Stumpf und plump wurde es von der Pfanne erledigt. Ein blödsinnig witzier Anblick. Das ging ein paar Minuten als es an der Tür klingelte. Keiner von uns hat das erst beachtet aber dann drosch es gegen die Tür. Stefan öffnete und davor stand: Die Schrulle von unten! „Was ist hier los!!? Bin ich taub oder was?! WAS macht ihr hier!!?“ „Wir machen Schnitzel, Man ey!“ Rums, Tür zu, Schrulle weg. Wir haben alle gelacht aber diese Tante hat einen Schaden!

Die letzten Tage waren wunderbar. Wir fuhren aus der Sündenstadt Hamburg hinab nach Hannover und hatten einen coolen Gig direkt in einer Bar neben einem kleinen Theater. Dieses Theater war früher ein altes Badehaus und hatte hier und dort noch historische Badekabinen zu bestaunen. Die Bühne in der Bar war die kleinste, die ich je bestieg. Ich stand wie ein Beatle gleich neben Steve, dann kam sofort Reuben. Vor der Bühne links unten saß Gidi mit seinen Drums. Ich schaute ihm von oben beim Spielen zu. Wunderbar. Wir mussten auch leise spielen, sonst drückte das Blech der Drums die ganze Bar zu. Was für ein heimeliges Erlebnis.
Unsere Bleibe war das Kabaret! Es gab eine Künstlerwohnung, die wir bezogen. Man konnte aber in den Gängen des Theaters herumsuchen, nach alten geheimen Passagen, überall gab es Wege und Türen zu kleinen Verstecken. Erst dunkel, dann mit kleinen Lichtern erhellt fand ich allerlei Krimskrams aus alten Tagen. In einem alten Notizbuch standen Zahlen in Kombination miteinander, die mir schleierhaft blieben. Ich habe nicht herausgefunden, wofür die stehen konnten. Einige Namen und Stundenzahlen dahinter verrieten wohl Arbeitszeiten aber der Rest? Im Februar 1962 begannen die Aufzeichnungen. Herrje, meine Mutter war noch gar nicht geboren.
Ich lief über die Theaterbühne, entlang der Zuschauerplätze, hinter in die Küche. Die war genialst ausgestattet. Super Pfannen, Gasherd, eine Auswahl erstklassiger Käsesorten im Kühlschrank. Wenn wir nach dem Gig wiederkommen würden, gäbe es hier in jedem Falle noch etwas zu tun. 🙂
Nach dem Gig. Ja dann sind wir mit den Barbetreibern erstmal tanzen gegangen. Schweiß, Hitze, 80-er Jahre Hits. Das war spaßig. Meine Kollegen konnten sich zwar nicht lange an den Hits erfreuen aber eine Weile hielten sie es aus. Es gab mehrere Floors, wahrscheinlich waren 700 Leute da, es war rammelvoll. Und: Rammel-voll in einem anderen Sinne waren auch die meisten Leute da. So konnte sich der geneigte Besucher… nun gut.
Später sind wir noch in einen Elektroschuppen gegangen. Kurz vor sechs im Theater angekommen haben wir dann noch ein Omelett mit Käse und Tomaten gemacht. Wunderbares Frühstück? Nachtstück? Whatever. Wir schnappten unsere Schlafsäcke und schliefen auf den aufblasbaren Luftmatratzen direkt auf der Theaterbühne.

Thüringen! In einem kleinen Dorf nahe Nordhausen war das nächste Konzert. Ein Kunsthof in einem 70-Seelenort. Einige Hügel legten sich aneinander um in ihrer Mitte ein kleines Tal zu bilden, in dem schläft das Dorf tagein tagaus. Es war der Frieden schlechthin. Mit Steve liefen wir über hügelige Felder und fanden einen alten Friedhof. Die Leute dort sind teilweise in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts geboren und demzufolge teilweise noch vor dem ersten Weltkrieg gestorben. Wenn also jemand 1908 gestorben ist und das Grab über hundert Jahre alt ist, hatte ich vom Dorf einen sehr mysteriösen Eindruck. Die Namen auf den Grabsteinen wiederholten sich oft, viele genetische Varianten scheint es dort nicht gegeben zu haben. Gefeixt habe ich: „Hier liegt Familie Hauptfleisch“ „Hier ruht in Frieden Familie Schweinefleisch“ Ähm, die haben bestimmt alle an der Wursttheke gearbeitet!!
Die Bühne im Thüringer Dorf war sehr groß! Ich konnte herumlaufen, tanzen, mitgrooven, es war gut gut gut! Anne hat das auch gut gefallen, sie macht seit zwei Wochen ein freiwilliges soziales Jahr und interessierte sich sehr für die Musik… Am nächsten Tag lief ich durch die bewaldeten Hügel oberhalb des Ortes und fand einige seltsame Füße herumliegen. Vielleicht hat sich ein Ent aus Mittelerde hierher verirrt. Seine Füße dufteten nach Wald, zwischen seinen Zehen hatten Ameisen eine Party.

Gerade fällt mir ein, wir hatten noch ein Konzert in Hamburg, aber ich bin gerade zu faul. Wir spielen immer mal unterschiedlich lange Sets. Manchmal zwei, manchmal nur ein längeres. Die Songs gewinnen mit jedem Abend an Tiefe und Kontur. Und auf einem ordentlichen Level gespielt, entfallten sie bei jedem Gig eine neue Facette ihrer Harmonien und Melodien. Ich bin jedes Mal aufs Neue gespannt, wohin der Weg hinter der Tür führt. Wenn sie aufgeht und wir mit Gidis- OneTwoThreeFour hineinspringen.
Maik *herz* Groove

 

Entfüße im Wald
Ich bin der König von Haaaaaaaaaaamburg
Flymaik

Tourblog / 14.9.

Heyho.
Wow! Gerade haben wir gespielt. Nein! GeZOCKT! Was für ein geiler Gig! Gidi und ich haben ’stranger‘ – Steves neuen Song – so derb wie noch nie angetrieben. Es ist soooo herrlich! Wie sich das schwere, tragende Feeling des Songs durch die Zeit schiebt. Wie sich Beat für Beat in die Ohren groovt. Langsam treibt der Beat den Kopf der Zuhörer hoch und wieder runter, alles groovt mit. Man kann fast drauf warten, dass alle gleich in die Wogen unseres Grooves‘ eintauchen. Dabei lässt sich der Song Zeit bis nach dem ersten Refrain bis er gewaltig in das wiederholte Intro einsteigt. Gleichzeitig wird das dann der Finalpart mit einer äußerst ohrklebrigen Melodie. Fett! Ganz groß wird es am Ende. Gidi und ich schieben das Ding so an, gigantisch! Oh bin ich glücklich mit diesem Trommler! Auch die anderen Songs, der ganze Gig war wieder sehr geil. Ich bin immer noch von den Socken, so dick war das!
Gestern und die Tage davor waren wir in Hamburg auf: Der Reeperbahn. Wir haben unter anderem auf dem Spielbudenplatz direkt auf der Reeperbahn gespielt und waren die Nächte dort auch unterwegs. Der häufigste Satz: „Na Süßer, willst du eine Freundin?“ Das ist ja nichts besonderes da. Schrulliger sind die kleinen Details:
Manche Damen brachte ich ganz schnell aus ihrer Jobroutine heraus und konnte für die Dauer einer Ampelrotphase ein Minigespräch mit ihnen bauen. Sie müssen ja die Leute ansprechen aber sobald man eine kleine Geschichte zu erzählen hat, werden die meisten ganz weich und hören zu. Oder es hat einfach mehr mit Aufrichtigkeit zu tun. Denn oft werden die Frauen einfach nur ausgelacht und dumm belabert, mir tat das leid. Andererseits wollen Leute auch einfach nur vorbei und sind dann von der Aufdringlichkeit einiger Prostituierten genervt. Who knows?
In einer Bar, in der ein DJ geniale Rootsmusik auflegte, gab es im alten Keller eine Toilette, deren Wände wohl aus Urinstein gezimmert wurden. Es roch bestialisch da unten. Der ganze Laden war altbacken und touri-unfreundlich. Perfekt. Wir hingen dort rum und laberten dummes Zeug als ich im Stinkekeller den üblichen Kondomat fand. Neben zwei Sorten Gummis gab es dort auch: Eine sogenannte ‚Travel Pussy‘. Nähere Erläuterungen braucht das nicht. Aber irgendwie verschroben pervers der Satz darunter, deutlich lesbar: ‚Nicht für Kinder geeignet‘ Reuben und Steve fanden das äußerst amüsant, ich frage mich bis heute, was sich die Hersteller mit diesem Satz gedacht haben. Und welcher Käufer wohl auf die Idee kommt, dieses Ding irgendwie mit Kindern in Verbindung zu bringen. Abartig!
Nach ein paar Absackern in Stripbars sind wir am Morgen ins Bett.
Auf dem Spielbudenplatz war es fett. Zwar kalt aber fett. Eine recht gemütliche Bühne, mein Basskram stand neben einer Palme. Wir spielten cool, der Sound flog in alle Wolken. Danach die übliche Nacht aus Bars und kleinen Clubs. In einer Bar lief gut Musik. Tanzen war angesagt. Mitt-Neunzigerjahre Hip Hop aus Deutschland. Wunderbar groovy für den Hüftschwung. Eine Gruppe hübscher Mädchen tanzte mehr oder weniger geschlossen im Kreis für sich. Dieser Kreis wurde immer mal wieder von läufigen Kerlen angegriffen aber ließ sich nicht durchbrechen. Einige versuchten es mehrere Male und kotzten dann ab nachdem sie nur weitere Abfahrten bekamen 🙂 Dazu kam auch das 1,55m Klischee eines Deutschtürken, der sich – schneeweiß bekleidet – auf eine Couch stellte und vor dem Spiegel unzweideutige Hüftbewegungen zur Freude aller schob und sich dabei genüsslich selbst beobachtete. Als er auf der Couch stand war er erstmal nur so groß wie einige andere in der Bar, die aber auf dem Boden tanzten. Alles ist eben relativ. Auf seinem Scoutposten auf der Couch hat er dann jede Frau mit einem Fingerzeig ausgecheckt und sich das Bärtchen massiert. Was für ein süßer Fratz.
Nach dem Konzert gestern Nacht – ich hab den Blogeintrag schon in der Nacht begonnen – machten Gidi und ich das Beste, was ein Drummer und ein Basser machen können. Wir gingen in das selbe Zimmer, das selbe Bett und schliefen in weißem Leinen wie ein Ehepaar. Ähm, ja. Maik *herz* groove.
Bis später

Tourblog / 10.09.12

Heyho!

Grüße aus Osnabrück. Gerade sind wir vom Frühstück heimgekommen und haben nun etwas Zeit zum Rumhängen. Heute ist ein Tag off, nix zu tun außer den sonnigen Frühherbst in Osnabrück zu genießen. Gestern spielten wir in einer Bar, die inmitten einer Cinema-Shopping Mall eingerichtet ist. Davor stand so groß wie ein T-Rex ein goldener Oscar. Staunend stand ich davor und beäugte das riesige Wesen. Ich ging zu seinen gigantischen Füßen und kratzte an den Zehennägeln, ob das Gold denn echt wäre. Tatsächlich! Einen goldenen Zehennagel wollte ich auch schon immer mal haben, wenn ich Oscar das Teil abschneiden würde, wäre das der wertvollste Zehennagel der Welt. Ähm, ja.

Das Konzert gestern Abend war cool aber auch etwas träge. Das lag wohl daran, dass wir unser Abendessen erst nach dem Gig essen wollten. Später gab es Karaoke und während ich im Sessel die Pizza genoss, versuchten sich die aufstrebenden SängerInnen an den Hits die man so kennt. Unterhaltsam!

Am Tag davor spielten wir in Bückeburg. In der Gegend gibt es lustige Orte wie zum Beispiel Himbergen. Als einziger Deutscher konnte ich das nur allein beschmunzeln. Aber dann. Über Rad- und Wanderwege gelangten wir dann in die Schraubbar. Ein Club, ein Rockerladen, eine Kneipe, von allem etwas. Innen sah es aus wie in einer gigantischen Turbine. Alles war mit Metallpanelen abgehangen, die Bar war ein ausgeschlachteter Bus. Es roch nach der Mischung von Öl und Staub, alt und abgestanden. Lecker für jeden Techniker. Draußen ein altes Gebäude, das seine Glanzzeiten wohl schon vor 40 Jahren hatte. Und dann standen da überall alte Maschinen herum. Für’n Ackerbau und für’s Rennen, für die Kinder und für die Schrauber. Die Schraubbar ist auch eine mietbare Werkstatt für den Hobbyschrauber. So kam es dann, dass ich mich nicht erwehren konnte und diese ganzen Maschinen ausprobieren musste. Da die schon vom Gras eingewachsen waren, musste ich wenigstens drauf rumklettern und die Gänge ausprobieren. Als Reuben, Steve und Gidi dann noch mitmachten, war die perfekte Location für ein Bandfoto gefunden. Tada!

for ‚ya old rednecks: Kill Gidi-action with Sarah!

 

Deckenbeleuchtung

Auf http://stevewaitt.tumblr.com/ schreibt Steve selbst einen Tourblog

Tourblog

Hey!
Gestern Abend hatten wir das erste Konzert in der Nähe von Hannover. Die Gegend nennt sich Wedemark und wir spielten in einem sehr fein hergerichteten mittelalterlichen Haus. Nachdem ich am Abend zuvor die Sicherungshalterung meines Bassverstärkers nicht mehr herausbekommen habe, konnte ich gestern in vollen Zügen den Sound meines Mesa Boogie Bass 400+ genießen!

Die Geschichte mit der Sicherung ist diese: Ich brauchte Ersatzsicherungen. Dafür baute ich sie aus dem Verstärker aus und schickte Steve Donnerstag damit in den Laden. Die Sicherung steckt in einem Halter, der steckt im Verstärker. Als wir uns am Abend im Intersoup in Prenzlauer Berg dann trafen, bekamen wir die Sicherungshalterung aus dem Verstärker nicht mehr heraus. Wir mussten ja wieder eine neue Sicherung einbauen. Die Halterung war vorn aus Plastik und wenn man da fünf Mal mit dem Schraubenzieher dran war, war’s das dann auch schon gewesen. Abgenutzt, rundgeschraubt, Matsch! So verblieb das Teil im Verstärker, ich konnte keine Sicherung einbauen und aus blieb das Ding. Fünftausend meiner Nervenzellen sprangen freudig ins Nirvana! Mit dem Taxi haben wir einen neuen Verstärker einfahren lassen. Mit Verspätung fingen wir an. Ich spielte auf nem guten alten Regent Verstärker, der aber nicht sehr kräftig war.
Nach dem Konzert, es war gegen zwei, war ich Zuhause und wollte diese olle Halterung raus haben. Erst habe ich es mit einem erhitzten Schraubenzieher probiert. Frei nach dem Motto: SCHMELZE ein neues Loch in die PlasteElaste um dann wieder schrauben zu können. Ne, ging nicht. Dann habe ich mit einer Schraube Erfolg gehabt. Mit Kraft reingewürgt, das passt. Und raus war die Halterung. Das hat sie aber nicht gemocht, kapuouut! Gegen drei war ich dann entnervt im Bett und stand halb neun wieder auf der Matte. Ab in einen Elektronikladen und nach kurzer Suche habe ich tatsächlich das Objekt der Begierde gefunden, heim gedüst, Sicherung rein und den neuen Sicherungshalter hineingeschraubt. (Der ist nun diesmal zum Drehen, mit der Hand juhu!) Stromkabel, jepp. Und dann *klipp*.
Dunkel leuchtet die violette Kontrollleuchte. YES!

Das Konzert gestern Abend war dick! Groovegroovegroove! Zwei Sets voller Originale und ein paar Coversongs. Wir hatten lecker Kuchen und Brötchen zum Futtern, dazu ausgewählte Säfte. Am Abend hatte Steve mit seinen Sicherungen zu kämpfen, er benutzt Instrumente mit amerikanischer Spannung und die Transformatoren arbeiten nicht immer toll. Wir tauschten ein paar Songs in der Setliste, die Steve weiter hinten im Programm am Flügel spielte. Aber alles in Allem ein wunderbarer Abend. Und entzückend wie ein paar hundert groovende Köpfe Endvierziger Zuschauer umherwippen können. 🙂

Zum Abschluss noch das Bild des ollen Halters:

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